Seite wählen

Was Unternehmen jetzt wissen müssen: Verschärfung der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

Mit ihrem Vorschlag zur Änderung der CSR-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) setzt die EU-Kommission neue Maßstäbe für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Schätzungsweise mehr als 20-mal so viele deutsche Unternehmen werden ab dem Berichtszeitraum 2023 verpflichtet sein, umfassende Informationen über die ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit in den Lagebericht aufzunehmen.

Das kann vor allem kleine und mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen stellen.

Wer von der CSR-Berichtspflicht betroffen ist und was jetzt zu tun ist.

CSR-Berichtspflicht: Das ist neu

Seit 2017 müssen große kapitalmarktorientierte Unternehmen in der EU offenlegen, wie sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung – Corporate Social Responsibility – nachkommen. Dazu gehören neben ökologisch relevanten Aspekten wie Klima- und Umweltschutz auch ökonomische und soziale Dimensionen wie faire Geschäftspraktiken, die Achtung der Menschenrechte oder der sparsame Umgang mit Ressourcen. Auch kleinere Unternehmen haben in der Vergangenheit auf Wunsch von Investoren oder Stakeholdern solche Berichte initiiert, allerdings auf freiwilliger Basis, zu beliebigen Zeitpunkten und nach unterschiedlichen Standards.

„Der Vorschlag zur Überarbeitung der CSR-Richtlinie bringt nun eine sehr starke Verschärfung und Erweiterung“, berichtet Martina Wunderlich, die seit vielen Jahren Unternehmen im Bereich Umweltmanagement berät. „Zum einen hinsichtlich der Berichtsinhalte, die erweitert, präzisiert und harmonisiert werden. Zum anderen hinsichtlich der Anzahl der Unternehmen, die von der Berichtspflicht betroffen sind.“

Welche Unternehmen sind von der CSR-Berichtspflicht betroffen?

Wer der Berichtspflicht nachkommen muss, hängt von der Art des Unternehmens und der Anzahl der Mitarbeiter ab. „Eine der größten Veränderungen ist aus meiner Sicht die Abkehr von der Kapitalmarktorientierung“, sagen Experten einhellig. Demnach benötigen Unternehmen aller Branchen künftig einen strategischen Nachhaltigkeitsansatz, der sich in der Unternehmensberichterstattung widerspiegelt.

Die derzeit gültige CSRD sieht einen Schwellenwert von 500 Mitarbeitern vor (vgl. Art. 5).

Den Anfang machen große Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen. Es folgen große Unternehmen (250 Mitarbeiter) mit Beginn des Geschäftsjahres am 01. Januar 2025. Diese Unternehmen müssen zudem einen Nettoumsatz von mindestens 40 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro aufweisen.

Nach dem 01. Januar 2025 müssen kleine und mittelgroße Unternehmen mit Beginn des Geschäftsjahres ab dem 01. Januar 2026 die CSRD berücksichtigen.

Herausforderung Nachhaltigkeitsberichterstattung

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die bisher nicht von der Berichtspflicht betroffen waren, können vor große Herausforderungen gestellt werden. Denn häufig haben diese Unternehmen keinen offiziellen Umweltbeauftragten, sondern die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit werden von Mitarbeitern anderer Abteilungen abgedeckt. Diese müssen sich nun mit der sehr komplexen Richtlinie und ihren spezifischen Anforderungen auseinandersetzen.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen derzeit mit weiteren Herausforderungen konfrontiert sind. Neben den hohen Treibstoff- und Energiepreisen haben viele mit extremen Schwierigkeiten in der Lieferkette zu kämpfen. „Nicht zuletzt ist auch die Geschwindigkeit, mit der die Richtlinie umgesetzt werden soll, frappierend.“

Was ist jetzt zu tun?

Statt angesichts der anstehenden Herausforderungen den Kopf in den Sand zu stecken, empfehlen wir dem Unternehmen, die Neuerung zum Anlass zu nehmen, Eigeninitiative zu ergreifen und sich dem Thema Nachhaltigkeit Schritt für Schritt zu nähern.

Schritt 1: Die Bestandsaufnahme

Wir empfehlen Unternehmen, sich zunächst selbst ein Bild zu machen und sich ehrlich zu fragen: Wie nachhaltig ist mein Unternehmen eigentlich? Wie viele CO2-Emissionen verursachen zum Beispiel meine Firmenfahrzeuge? Habe ich Mitarbeiter in Billiglohnländern und wie gehe ich mit ihnen um? Woher beziehe ich meine Rohstoffe und die Energie für deren Verarbeitung? Und wie kommen meine Mitarbeiter zur Arbeit?

Wer im Nachhaltigkeitsdschungel schnell den Überblick verliert, bekommt auf Wunsch wichtige Hilfestellung. Im Rahmen des Risk Consulting führen wir mit unseren Kunden und Partnern eine Art Nachhaltigkeits-Check durch. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe, stellen Materialien zur Verfügung und schauen uns gemeinsam an, wie das Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit aufgestellt ist.

Schritt 2: Der Austausch mit Fachleuten

Da der Nachhaltigkeitsbericht mit Inkrafttreten der geänderten Richtlinie nicht mehr separat erstellt werden kann, sondern zwingend in den Finanzbericht integriert werden muss, ist es für Unternehmen ratsam, sich im nächsten Schritt mit ihrer bisherigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Verbindung zu setzen. Hier ist zu klären, ob diese in der Lage ist, die Prüfung der nichtfinanziellen, nachhaltigkeitsbezogenen Berichterstattung mit abzudecken.

Wenn Unternehmen in Zukunft weder Bußgelder noch ihren Versicherungsschutz riskieren wollen, ist eine verantwortungsvolle und neutral geprüfte Nachhaltigkeitsberichterstattung unerlässlich. Da Corporate Social Responsibility im europäischen Kontext Teil der Corporate Compliance ist, stehen wir mit Risk Consulting Unternehmen auch in herausfordernden Zeiten wie diesen zur Seite, begleiten sie partnerschaftlich und helfen ihnen, ihrer Corporate Social Responsibility in allen Belangen gerecht zu werden – auch im Hinblick auf die neue CSR-Berichtspflicht.

Was ist ESG?

Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaften stehen vor immer größeren Herausforderungen: Sie alle sind aufgefordert, ihr Handeln so auszurichten, dass ein menschenwürdiges Leben überall auf der Welt möglich ist und die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft erhalten bleiben. Diese Handlungsmaxime umfasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte, die sogenannten ESG-Kriterien.

ESG, das ist der Dreiklang aus Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung).

Der Bereich Environment umfasst Themen wie Umweltschutz, Energieeinsparung oder Entsorgung und Recycling.

Bei Social geht es unter anderem um Chancen- und Lohngleichheit, soziales Engagement oder die Einhaltung der Menschenrechte.

Governance legt den Fokus auf Transparenz und nachhaltige Unternehmensführung, unter anderem auch in der Finanzierung.

Nachhaltigkeit bezieht sich heute also nicht nur auf Umweltaspekte, sondern wird viel weiter gefasst.

Ihr ANCORA Team!